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Konstruktivismus und systemische Begleitung

  • Autorenbild: Martin Hauser
    Martin Hauser
  • 19. Juni 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Zurzeit bin ich am Thema Konstruktivismus. Wie immer, ich beginne mit dem Lesen des Schulstoffes und versuche mir meine eigene Welt zu konstruieren.

Achtsam gelesen? Ich habe das Wort konstruieren verwendet. Konstruieren ist ein Bestandteile von Konstruktivismus. Schön und gut, konstruieren ist nichts für mich. Da gibt es Personen, die konstruieren Brücken, Autos, Häuser usw.. Was soll das nun mit Coaching zu tun haben? Ganz einfach, jeder konstruiert sich seine eigene Welt aus Bedürfnissen, Gefühlen und Aktionen, welche ihn näher an seinen Idealzustand bringen. Nichts da mit nur technischen Konstruktionen.

Wichtig ist nun, wir können alles in Konstrukte packen. Nehmen wir als erstes das Konstrukt Mensch. Der Mensch ist individuell und es gibt ihn in seiner Art nur einmal. Dieser Mensch, ich nenne ihn mal John, sieht, denkt und hat natürlich Bedürfnisse und Gefühle.

Um Konstruktivismus zu verstehen, ist es nun wichtig zu wissen, dass John Sinne hat, welche ihm helfen, Eindrücke wahrzunehmen. Diese Sinne sind:

  • Augen zum sehen

  • Ohren zum hören

  • Nase zum riechen

  • Hände zum fühlen

  • Mund zum schmecken

Dazu hat er ein Gehirn, welches ihm die Sinne interpretiert und konstruiert. Hier fängt nun der individuelle Konstruktivismus von John an. Nehmen wir mal an, er denkt an "ich habe keine Milch mehr im Kühlschrank". Er geht in den Laden um die Ecke, steht vor dem Regal mit Milch und muss sich entscheiden, welcher er nimmt. Aus seiner Erfahrung und seiner Konstruktion, sieht er nun seine Milch. Diese ist in einer Tetra Packung, enthält Vollmilch und fasst genau einen Liter. Er nimmt genau diese und keine andere. Die anderen sind kleiner oder sie sind in einer Flasche abgefüllt. Da gibt es noch verschiedene Ausprägungen wie Magermilch oder Drink Milch. Nein, er entscheidet sich für die Vollmilch und ignoriert die anderen beiden. Denn sein Konstruktivismus hat in der Vergangenheit gelernt, dass es die ein Literflasche mit der Vollmilch sein muss. Das heisst nun, John hat seine eigene Vorstellung von Milch, welche er wahrscheinlich beim ersten mal Milch trinken, erfahren hat. Er wertet diese auch als die Beste.

Gut, nun kommt das ganze ins Rollen, wenn in seiner WG Hubert sagt, er gehe einkaufen und ob John auch was wolle. Ja, John weiss, er braucht Milch. Seine geliebte Vollmilch ein Liter. John sagt zu Hubert, bitte bringe mir doch ein Liter Milch mit. Kein Problem entgegnet Hubert und denkt für sich "toll, dann kaufe ich 1 Liter Magermilch in der Glasflasche". Als er nach Hause kommt und die Milch in den Kühlschrank stellt, hat Hubert das Gefühl, er habe John einen riesen Gefallen getan. Denkste, John macht den Kühlschrank auf und möchte ein Glas Milch trinken. Ja, was ist das denn....Magermilch?! Hey Hubert, das ist die falsche Milch!

Da stoppen wir mal. Hier sehen wir, warum man sagt, jeder konstruiert seine eigene Welt. John, welcher die Vollmilch in einer ein Liter Tetra Packung will und Hubert der das Konstrukt Magermilch in der Flasche hat.

Das ganze kommt nun vom Hirn, welches konstruiert und aus seiner Erfahrung interpretiert. Sagen wir mal, für beide stimmt es, da sie sich gut mit ihrer Milch fühlen. Es ist auch so, dass es eine Art Wohlfühloase ist, sobald die Milch so ist, was sie unter Milch verstehen. Konstruktivismus birgt nun das Potential für Konflikte. Ja, zwischen John und Hubert gibt es nun einen Konflikt, da die Konstrukte zu weit auseinanderliegen. Beide haben das Bedürfnis nach Milch, aber beide haben eine unterschiedliche Wahrnehmung, welche Milch ihr Bedürfnis stillen kann.


Nun kommen wir zur systemischen Beratung. Die beiden werden einen Weg finden, falls nicht, gibt es aus meiner Konstruktion nun die folgenden Möglichkeiten:

  1. Sie lösen die WG auf.

  2. Sie sprechen nochmals miteinander und suchen gemeinsam eine Lösung.

  3. Sie gehen zu einem Coach.

Gut, Punkt 3 ist eher unwahrscheinlich, trotzdem nehme ich diesen Punkt, um das systemische Arbeiten eines Coach zu erklären. Der Coach hat nun die zwei vor sich und arbeitet mit zwei Systemen. Eines ist das Beratungssystem, welches genau in der einstündigen Sitzung abläuft und das andere ist ihr Heimatsystem. Das Heimatsystem ist in diesem Fall die WG. Sie sitzen nun da, der Coach wird ihnen kein Ratschlag geben oder ihnen mitteilen, sie sollen die WG auflösen. Kann sein, dass dies am Schluss das Resultat ist, das würde aber von den beiden aus kommen. Hier sieht man, John und Hubert müssen das selber lösen. Der Coach kann beitragen, das sie nachdenken, handeln und selber eine Lösung finden. Als erstes würde der Coach mal die beiden sprechen lassen. Danach mit ihnen messbare Ziele für das Beratungssystem ausarbeiten. Beispiel für ein Ziel ist, wir haben einen Punkt ausgearbeitet, welche wir ins Heimatsystem mitnehmen können.

Der Coach nimmt für die systemische Begleitung einige Tools und Methoden zur Hand, wo er denkt, dass diese den beiden helfen könnten. Weiter fragt er die beiden über Ihre Situation und die verschiedenen Perspektiven aus. Beispiele sind:


  • Was hat sich geändert zwischen vor dem Einkauf und jetzt? (Vergangenheit)

  • Was wäre, wenn ihr das Problem morgen gelöst hättet? (Zukunft)

  • Was denkst ihr heute über diesen Konflikt? (Gegenwart)

  • Ihr habt ja gemeinsame Kollegen, was würden diese darüber sagen? (Gegenwart / direktes Umfeld)

  • usw.

Alle diese Fragen haben den Vorteil, dass sie sich nicht mit Ja oder Nein beantworten lassen. Die beiden müssen sich nun Gedanken machen, miteinander sprechen und eine Lösung finden.

Das ist nun das, was ich mir unter systemischem Arbeiten vorstelle und ich für mich konstruiert habe. Ich habe aus dem gelesenen eine Verknüpfung erstellt und mir meine eigenes Verständnis zurecht gelegt. Es ist ein Konstruktivismus und es kann sein, dass der eine oder andere sagt, das ist richtig. Es gibt aber auch die Personen, welche ein anderes Konstrukt haben und sagen, stimmt alles nicht.

Gut, für mich passt es. Im übrigen, John und Hubert haben sich geeinigt, die beiden werden jeweils die richtige Flasche Milch einkaufen, da sie die Bedürfnisse des anderen verstanden haben und darauf eingehen!


Wer noch einen Kurzerklärung aus meiner Sicht anschauen will, findet hier mein Video:


 
 
 

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